Skizze der Schlossanlage

im Hintergrund das große Haupthaus, links Wehrbau mit Zwiebelturm, im Vordergrund die Gebäude des sog. Vorhofs.

Schloss Friedewald


Die Evangelische Sozialakademie hatte ihren Sitz im Schloss Friedewald, einer schönen und stilvollen Anlage, die sich um einen großen Renaissancebau gruppiert. Umgeben von einem ausgedehnten Park liegt es 450 m hoch, inmitten einer waldreichen Landschaft am Rande des hohen Westerwaldes.


Das Schloss und die dazugehörigen Liegenschaften wurden 2018 von der Stiftung Sozialer Protestantismus veräußert; die Stiftung hat jedoch noch nach wie vor ihren Sitz im Schlossgebäude.


Zur Geschichte des Schlosses

Oder: Weshalb einem Bayernkönig im Westerwald ein Denkmal errichtet wurde ...


Im Jahre 1324 erhielt Graf Gottfried II. zu Sayn die Gründungsurkunde für eine Schutz- und Trutzburg nebst festem Platz von König Ludwig dem Bayern, dem späteren Kaiser. So entstanden Burg und Stadt Friedewald.

Urkunde (ohne Siegel)

Graf Gottfried II. zu Sayn musste an der Befestigung seiner Grafschaft aus zwei Gründen gelegen sein. Zum einen führte der Streit Ludwigs des Bayern mit Friedrich von Österreich um die Kaiserkrone zu unsicheren innenpolitischen Verhältnissen. Zum anderen verunsicherte der Raubritter Albert von Seelbach das Land durch seine Überfälle auf Wagenzüge, die vom Siegerland ins Rheintal fuhren. Deshalb ließ Gottfried den noch heute erhaltenen Wehrbau mit seinem charakteristischen Zwiebelturm erbauen.

Der Hauptbau des Schlosses, das "Hohe Haus", wurde 1580 von Graf Heinrich IV. zu Sayn errichtet. Heinrich, der einstige Domdechant zu Köln und mächtige Vorstand des gesamten Domkapitels, hatte Friedewald zu seinem Alterssitz erkoren. Da der bestehende Wehrbau Heinrich nicht repräsentativ genug schien, kam es zum Neubau des Hohen Hauses, das deutliche Ähnlichkeiten mit dem Fríedrich-Bau des Heidelberger Schlosses aufweist.


Seitenblick auf das Haupthaus und Teil der Fassade

Graf Heinrich IV., der keine direkten Erben hatte, hinterließ das Schloss seiner Nichte Anna-Elisabeth, der Gemahlin des Grafen Wilhelm von Sayn-Wittgenstein. Der Dreißigjährige Krieg suchte auch Friedewald heim, hinzu kamen blutige Erbstreitigkeiten. Erst Luise-Juliane, die Witwe des Wilhelm-Erben Graf Ernst von Sayn-Wittgenstein konnte Schloss Friedewald wieder in Besitz nehmen, indem sie sich den unmittelbaren Schutz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bestätigen ließ.

Doch ab 1750 begann Schloss Friedewald zu verfallen. Nach zahlreichen Besitzerwechseln ging es 1815 in das Eigentum Preußens über. Das Schloss wurde Sitz des Königlichen Kreisgerichts, das Hohe Haus diente als Archiv und Gefängnis. Nachdem auch noch der Kreisrichter seinen Sitz nach Daaden verlegte, schien das Schicksal Schloss Friedewalds besiegelt. Die Bewohner des Ortes benutzten es als Steinbruch, und das Dach wurde abgebrochen. Im Jahre 1886 besann sich Fürst Alexander zu Sayn-Wittgenstein-Sayn des familiären Erbes und erwarb das Schloss für fünf Taler von Preußen mit der Auflage, es wieder aufzubauen.

Das Haupthaus als Ruine. Die Aufbauleistung Alexanders wird erkennbar.

Von 1949 bis 2012 diente das Schloss der Evangelischen Sozialakademie als Tagungsstätte. Aufgrund der steigenden Besucherzahlen wurden im Schlosspark Erweiterungsbauten errichtet: 1967 und 1972 der Hörsaalkomplex, 1982 der Speisesaal und Küchentrakt.


Blick auf das Hörsaalgebäude aus dem Schlosspark


Die gesamte Schlossanlage samt Park ist nach dem Verkauf 2018 im Eigentum einer Unternehmerfamilie und dient seitdem als Familien- und Firmensitz.